Berichte über das Projekt „SCHLAU“ in der Presse:

 

NN

Unter der Überschrift „Junglehrer und Schüler büffeln gemeinsam“ erschien am 18.06.2011 in den Nürnberger Nachrichten ein Artikel über unser erfolgreiches Ferienprojekt.

„Die meisten Abiturienten haben es schon hinter sich, Haupt- und Realschüler büffeln noch. Die Abschlussnoten werden ihre Zukunft mitentscheiden. Gut, wenn man jemanden hat, mit dem man den Stoff noch mal durchkauen kann. So wie die zwölf Hauptschüler, die freiwillig das zehnte Schuljahr absolviert haben und sich nun in den Pfingstferien mit Hilfe von angehenden Lehrern auf die mittlere Reife vorbereiten.„

Bitte lesen Sie weiter……
http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/nuernberg/junglehrer-und-schuler-buffeln-gemeinsam-1.1308165

 

NN

NN/HA/LOKAL/LOKAL12 - Mi 30.03.2011 - NÜRNBERG EXTRA: STADT NÜRNBERG - grun

Den Gipfel bezwungen

Qualitätssiegel für Mitarbeiterinnen des Projekts „Schlau“

Die Sozialpädagoginnen der Initiative „Schlau“ haben nach einem Jahr harter Arbeit ein Qualitätssiegel erhalten. Sie helfen Hauptschülern, ihren Weg nach der Schule zu meistern oder einen Ausbildungsplatz zu finden.
In Lederhosen, Bergstiefeln und mit Klettergurten begrüßten die „Schlau“Mitarbeiterinnen die Gäste bei einer kleinen Feier in der staatlichen Berufsoberschule. Die Verkleidung sollte zum Ausdruck bringen, dass sie gerade sinnbildlich eine einjährige Bergtour hinter sich gebracht und einen Gipfel bezwungen haben. Denn sie sind die Ersten im Freistaat, die das Qualitätssiegel KQS erhalten haben.
Zur Erklärung: Das Kürzel KQS steht für das Wortungetüm „Kundenorientierte Qualitätstestierung für soziale Dienstleistungsanbieter“. „Zwölf Kriterien mussten wir erfüllen, um die Auszeichnung zu bekommen. So kam es zur Idee, das Projekt als Bergtour mit verschiedenen Etappenzielen zu sehen“, sagt Sozialpädagogin Marion Duschek. Sie freuten sich sehr, die Pioniere zu sein, die sich mit dem Siegel auszeichnen dürften, sagt die Sozialpädagogin.
Seit fünf Jahren unterstützt „Schlau“ Hauptschüler dabei, nach der Schule nahtlos ins Berufsleben zu starten. Durchhänger nach dem Schulabschluss sollen so vermieden werden. „Wir helfen den Jugendlichen, Bewerbungen zu schreiben, und stehen ihnen im Umgang mit den zukünftigen Arbeitgebern zur Seite“, so Duschek. Jedes Jahr begleiten die
Mitarbeiterinnen etwa 500 Hauptschüler, um einen dualen Ausbildungsplatz oder eine weiterführende Schule zu finden.
Hilfreich ist das Netzwerk von 75 Partnerunternehmen, das „Schlau“ geknüpft hat, um die Chancen der künftigen Azubis zu erhöhen. Auch eine Marktanalyse wurde während des Jahres durchgeführt, um den Ansprüchen der Jugendlichen gerecht zu werden. „Wir müssen genau wissen, was bei den Schülern gefragt ist“, so Duschek. Gefördert wird die Initiative durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus und die Agentur für Arbeit Nürnberg
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Erstbesteigung“: Die Sozialpädagoginnen der Initiative „Schlau“ sind am virtuellen Gipfel angekommen. Nach einem harten Jahr voller Fleiß dürfen sie sich als Erste mit einem Qualitätssiegel auszeichnen. Foto: Michael Matejka

 

NN

NN/HA/POLI/POLI3 - Fr 10.12.2010 - DIE DRITTE SEITE

Die Zukunft zählt, nicht die Herkunft
Migration im Blickpunkt der Berufsbildungsmesse — Integrationspreise verliehen

Mehr als 70000 überwiegend junge und sehr junge Besucher sind zur Messe „Berufsbildung 2010“ nach Nürnberg gekommen. Nicht nur deswegen zogen die Veranstalter eine positive Bilanz. Sie sahen auch das Ziel erreicht, das Thema Integration in den Mittelpunkt zu rücken: „Wichtig ist die Zukunft, nicht die Herkunft“, formulierte ein Teilnehmer.

VON HERBERT FUEHR

NÜRNBERG — Staatssekretär Markus Sackmann vom bayerischen Arbeits- und Sozialministerium hat ein besonderes Beispiel parat, wenn er Defizite der Integration veranschaulichen will: In Istanbul gebe es eine Gruppe von 1000 Deutsch-Türken, die in der Bundesrepublik aufgewachsen und gut ausgebildet worden seien, aber keine Arbeit fänden — nur wegen ihres türkischen Namens.
Auch so kann man Potenziale verkümmern lassen. Die entscheidenden Gründe, weshalb sie nicht oder zu wenig ausgeschöpft werden, liegen tiefer. Da ist zum Beispiel der mangelnde Bildungszugang, der nicht nur bei Familien mit Migrationshintergrund zu finden, aber deutlich größer ist. Oft fehlt es an Eigenverantwortung und Selbstwertgefühl, was ebenfalls keine Frage der ethnischen Herkunft, sondern des sozialen Milieus ist.
Hürden überwinden
Diese Hürden zu überwinden, um Jugendlichen berufliche Bildungs- und Aufstiegschancen zu eröffnen, war Sinn der Messe. Etwa auf dem „Marktplatz der Kulturen“, der (wie berichtet) über Aus- und Weiterbildung informierte. „Wir wollen gezielt auch Eltern ansprechen“, sagte IHK-Ausbildungsleiter Bernd Hirschberger, denn davon hänge entscheidend ab, ob Kinder ihre Chancen nutzen. Und: „Wir machen das niederschwellig“ — an den Ständen berieten auch türkisch- oder arabisch- oder russischstämmige Mädchen in T-Shirts, das baut Hemmschwellen ab.
Drei Initiativen, die schon Vorbildliches geleistet haben, wurden von Regierungspräsident Thomas Bauer mit dem Mittelfränkischen Integrationspreis ausgezeichnet. Den ersten Platz belegte die Koordinierungsstelle der Stadt Nürnberg mit der Initiative SCHLAU (Schule-Lernerfolg-AUSbildung), die Jugendliche ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft von den letzten Hauptschulklassen an bei der Berufswahl unterstützt und bis zum Ausbildungsvertrag begleitet. Fast 500 beteiligten sich im abgelaufenen Jahr, 40 Prozent davon erhielten einen Ausbildungsvertrag, 22 Prozent eine Schulberufsausbildung, 17 Prozent wechselten in eine weiterführende Schule — wobei zwischen Migranten und Nichtmigranten kaum ein Unterschied bestand.
Der zweite Preis ging an den „Schülercoach“, ein Modell zur Begleitung von Kindern und Jugendlichen, das in Cadolzburg entwickelt wurde, aber schon an 35 Standorten der Region vertreten ist. Die rein ehrenamtlichen Coaches sind keine Nachhilfelehrer, sondern eher Motivationstrainer, die den betreuten Schülern bis hin zum unterschriftsreifen Ausbildungsvertrag zur Seite stehen, was nicht ohne Unterstützung der Eltern möglich ist.
Die Eltern spielen auch eine wichtige Rolle beim dritten Preisträger, der IBA Bildungsakademie. Sie wendet sich im Gegensatz zu den beiden anderen primär an türkische Familien. Eltern sollen zu Multiplikatoren ausgebildet werden, um andere Eltern und deren Kinder für die Wahrnehmung von Bildungs- und damit Aufstiegsschancen zu gewinnen. Das könne Defizite des Bildungssystems ausgleichen, von denen viele Migranten abgeschreckt würden. sagte die türkische Generalkonsulin Ece Öztürk-Çil. Leiter Mustafa Yaman ergänzte bescheiden: „Der Preis gehört den Eltern, die mitmachen.“

 

 

Nürnberger Zeitung

NZ/HA/LOKAL/LOKAL1 - Di 31.08.2010 - NÜRNBERG

Ein Hauptschulabgänger erzählt: Stellensuche ist Glückssache

Ich hatte schon leichte Zukunftsangst“

Isabel Lauer

Hauptschüler gelten häufig als die Verlierer des deutschen Schulsystems. Doch was ist dran an diesem Vorurteil? Die NZ geht der Frage aus unterschiedlichen Perspektiven nach. Heute berichtet ein angehender Lehrling von seinen ganz normalen Schwierigkeiten, eine Stelle zu finden.

Rashud Amer ist Realist: Er weiß, dass er Riesenglück hatte. Morgen, am 1. September, tritt er seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker im Autohaus Höfler an. Diese Chance, sein Leben in die Hand zu nehmen, bekam er nur durch eine zufällige Fügung, und er fragt sich, warum das so ist.

Der 17-Jährige muss bei seiner Stellensuche in den vergangenen Monaten einige Nachteile in die Waagschale werfen, ohne es zu wollen. Er ist Hauptschüler. Absolvent der Schule Hummelsteiner Weg, früher war er an der Herschelschule. Beide Südstadtschulen liegen in Vierteln mit sozialen Problemen, und das ist bei Arbeitgebern bekannter als die vielen Erfolge, die die Schulleitungen inzwischen im Schulklima erzielt haben. Dann ist Rashud Amer auch noch Migrantenkind. Damit ist er von Haus aus „marktbenachteiligt“, wie in Untersuchungen über die Einstellungschancen Jugendlicher zu lesen ist. 1999 kam Rashud mit seiner Familie aus dem Irak nach Franken. Zwei Drittel seines Lebens hat er sich hier eingelebt, er könnte sich nicht vorstellen, ins fremde Land der Kindheit zurückzugehen.

Andererseits bringt der Schüler Pluspunkte mit. Nach dem „Quali“ sattelt er in der 10. Hauptschulklasse die Mittlere Reife drauf und schließt mit der Note 2,0 ab. In den Natur- und Sozialwissenschaften hat er sogar Einser. Seine Klassenlehrerin ist super, erzählt Rashud Amer, „sie hat sich wirklich für uns interessiert und Probebewerbungen mit uns geschrieben“. Deprimierend ist im Vergleich der Besuch einer Dame von der Arbeitsagentur. „Ihr müsst euch sehr anstrengen“, diese Botschaft hinterlässt sie in herbem Ton, und ansonsten redet sie nur einigen Leuten ihre Träume aus.

Weil Rashud Amer nicht nur fröhlich, sondern auch findig ist, meldet er sich im Frühjahr bei „Schlau“ an, einem 2007 gegründeten städtischen Büro, das Hauptschulabgängern Hilfe zur Selbsthilfe bietet. Die Mitarbeiter dort zeigen ihm, wie man ein gutes Gespräch führt und einen interessanten Bewerbungstext verfasst. Rashud sei immer pünktlich, loben sie ihn bei „Schlau“, und er lasse sich nicht entmutigen.

Vielleicht 20 Bewerbungen schickt er ab. Als Kfz-Mechatroniker, dazu als Gebäudetechniker und Industriemechaniker, um das Feld zu erweitern. Es kommen Nicht-Antworten, Absagen und eine Einladung zum Kurzpraktikum. Nach dem Praktikum befragt ihn jemand drei Minuten und sagt ihm später ohne Begründung ab. Er hatte sich das alles leichter vorgestellt, gibt Rashud zu. „Ich hatte schon leichte Zukunftsangst. Der Mut ging langsam weg.“

Und dann kommt das Glück. Die Klassenlehrerin schlägt ihm einen Arbeitgeber vor, dem gerade der Kandidat abgesprungen ist; die Schulsozialpädagogin hat davon erfahren. Beide wussten vom Wunsch des Schülers, in der Autobranche anzufangen. Deshalb ist Rashud plötzlich der einzige Bewerber. Er arbeitet zur Probe – und kommt an. Honda Höfler nimmt ihn, problemlos, spontan. Ob es sein Traumberuf wird, keine Ahnung, Rashud will realistisch bleiben.

Von den Nürnberger Hauptschulabgängern der 9. Klassen findet nur jeder Vierte im Anschluss eine Ausbildungsstelle. Diese Quote hat sich in den letzten fünf Jahren schon deutlich verbessert. Von den 24 Schülern aus Rashud Amers Abschlussklasse besuchen die meisten weiterführende Schulen, einige machen ein soziales Jahr, fünf oder sechs haben zu Ferienbeginn eine Lehrstelle. Und Rashud stellt nur fest: „Ich weiß nicht, was die Betriebe erwarten. Ich weiß nur, dass die Erwartungen sehr groß geworden sind.“

Hier stellt er sich viele Fragen. Wieso wird jemand mit mäßigen Deutschnoten auch im Handwerk abgelehnt, nicht nur im Büro? Warum darf man Mechatroniker nur noch mit Mittlerer Reife werden? Warum wissen Personalchefs nicht, was ein „M-Zug“ ist und dass sich darin gute Hauptschüler den mittleren Abschluss erarbeiten? Wenn er sich an seiner Schule umsah, kam Rashud zum Schluss, dass er als Firmenchef zehn Prozent der Schüler nicht einstellen würde, weil sie ihm unseriös oder unmotiviert erscheinen. Zehn Prozent – nicht die Hälfte.

Rashud Amer beginnt morgen seine Lehre.


Nürnberger Zeitung

NZ/HA/LOKAL/LOKAL3 - Sa 28.11.2009 - NÜRNBERG

Schlau“ verzeichnet stolze Zahlen

Von der Schulbank direkt zur Werkbank

Reinhard Kalb


Manch Hauptschüler der Abschlussklasse schickt 100 Bewerbungen und mehr in die weite Welt und erhält nur Absagen – wenn überhaupt. Raffael Becker dagegen hatte Glück. Der 16-Jährige bekam nach nur fünf Bewerbungen die Zusage, seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker in einem Betrieb für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik anzutreten.

Glück allein? Nein, Raffael Becker war so schlau, sich bei „Schlau“ kundig zu machen. Diese Koordinierungsstelle zwischen Nürnberger Haupt- und Berufsschulen sowie der Industrie- und Handelskammer und zahlreichen Firmen und Ausbildungsbetrieben berät Schüler der Abschlussklassen in Dingen der Berufswahl, Bewerbung, Vorstellungsgespräch und Ausbildungsmodalitäten.

„Schlau“ hat nun sein drittes Jahr des Bestehens hinter sich und blickt auf eine erfolgreiche Bilanz. „Von 485 Schülern der neunten und weiterführenden zehnten Klasse sind 185 in die duale Ausbildung gekommen“, freut sich „Schlau“-Manager Hans-Dieter Metzger. „69 weitere Schüler haben sich für eine voll qualifizierende Berufsfachschule entschieden.“ Das macht 254 Auszubildende oder 52 Prozent. Damit steht der Jahrgang 2009 kaum hinter seinen Vorgängern 2007 (53 Prozent) und 2008 (58 Prozent) zurück. Die stabilen Werte sorgen für Zuversicht und mehr Motivation in den Abschlussklassen.

Das hatte vor ein paar Jahren noch anders ausgesehen: „Damals drohte ein Klima der Perspektivlosigkeit an den Hauptschulen“, erinnert sich der Leiter des Amtes für Berufliche Schulen, Walter Lang. „Die Kinder dachten, sie finden ja eh nichts, wozu sich also überhaupt anstrengen? Das war die Prophezeiung, die sich selbst erfüllt.“

Anschubfinanzierung

nach drei Jahren abgelaufen

Damit „Schlau“ in die Gänge kam, sorgte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge für eine Anschubfinanzierung für die ersten drei Jahre von 22 Prozent des Etats. Nun, da diese Frist um ist, verabschiedet sich das Bundesamt aus dem Finanzplan. Seinen Anteil übernimmt das bayerische Kultusministerium. Die Arbeitsagentur trägt 42 und die Stadt Nürnberg die restlichen 36 Prozent der Kosten, um „Schlau“ zu unterhalten.

Hat Raffael Becker also seine Ausbildung nur Glück und „Schlau“ zu verdanken? Auch nicht ganz, denn Raffael zeigte nicht nur im Privatleben Engagement im Posaunenchor, was bei Arbeitgebern immer gut ankommt; er genießt überdies die Fürsorge engagierter Eltern, die sich um die Zukunft ihres Sprösslings kümmern (was keine Selbstverständlichkeit ist) und schon einmal unangemeldet im Betrieb vorbeigucken. In dreieinhalb Jahren dürfte Raffael seine Ausbildung beenden. Schön, wenn auch dann noch Jugendliche auf „Schlau“ zurückgreifen können.


NN

NN/HA/LOKAL/LOKAL11 - Sa 28.11.2009

Schlauer durch das Projekt „Schlau“

185 Jugendliche fanden eine Lehrstelle — Betriebe machen mit

Die Initiative „Schule-Lernerfolg-Ausbildung“ („Schlau“) hat im zurückliegenden Ausbildungsjahr 185 Jugendlichen zu einer Lehrstelle verholfen.

Seit drei Jahren unterstützt das kommunale Projekt Hauptschüler(innen) dabei, nach der Schule nahtlos ins Berufsleben zu starten. Durchhänger nach dem Schulabschluss sollen so vermieden werden. 39 Prozent aller 485 „Schlau“-Teilnehmer konnten sich nun erfolgreich bewerben. Weitere 69 junge Menschen entschieden sich für eine Berufsfachschule.

Der Übergang von der Schule in die Ausbildung geht oft nicht von allein“, sagte Schulbürgermeister Klemens Gsell (CSU) bei der Bilanz. Für diesen schwierigen Lebensabschnitt steht den Schulabgängern deshalb das „Schlau“-Team mit Rat und Tat zur Seite. Pädagogen informieren die Neunt- und Zehntklässler gezielt und individuell über die verschiedensten Berufsfelder.

Nicht selten eröffnen sich auf diese Weise Perspektiven, die sie gar nicht kannten. „Schlau“ ist Teil des verbindlichen Unterrichts der Hauptschulen.

Zusammen mit Betrieben aus den Sparten Elektrotechnik, Gastronomie oder dem Gesundheitswesen schafft „Schlau“ ein Netzwerk, das die Chancen zukünftiger Azubis erhöhen soll. Die meisten der erfolgreich vermittelten Ausbildungsplätze kommen zurzeit aus dem kaufmännischen Bereich und der Metalltechnik. JASMIN NOWAK



Nürnberger Zeitung

NZ/HA/NPLUS/NPLUS2 - Mi 14.10.2009 - NÜRNBERG

Initiative „Schlau“ verhilft Hauptschülern zur Ausbildung

Gutes Training für den Beruf

Reinhard Kalb


Yvette Schobert-McKenzie (Name geändert) sitzt bei „Schlau“ in der Berufsberatung und grämt sich. Arzthelferin will Yvette werden, hat auch schon diverse Praktika absolviert. Aber nach jedem Praktikum gibt es einen feuchten Händedruck, ein wohlwollendes Zeugnis – und weiter nichts. War’s das?

Marion Duschek, Diplom-Sozialpädagogin bei der Initiative „Schlau“, hört sich das Lamento an und achtet auf die Qualitäten der 15-jährigen Yvette. Das Mädchen ist gepflegt angezogen, macht einen angenehmen Eindruck und glänzt mit perfekten Umgangsformen. Yvette spricht dank ihrer Eltern gleich zwei Muttersprachen: Deutsch und Englisch. Hinzu- kommt Französisch. Qualifikationen, die Yvette selbst gar nicht bewusst sind. „Wie wäre es denn mit einer Ausbildung als Hotelfachfrau?“ Yvette stutzt, dann leuchten ihre Augen. „Also eigentlich wollte ich das ja schon immer machen“, gesteht sie.

Momente, die Marion Duschek schon mehrmals erlebt hat. Hauptschüler mit guten Noten bewerben sich, finden aber aufgrund der wirtschaftlichen Situation keine Lehrstelle und verzweifeln langsam. Dabei verfügen sie über Qualitäten, die ihnen in anderen Berufen Tür und Tor öffnen, nur ist ihnen das gar nicht so bewusst.

Zu diesem Zweck hat sich vor drei Jahren die Initiative „Schlau“ gegründet. Ein Team von sechs erfahrenen Diplom-Sozialpädagoginnen wendet sich gezielt an die Hauptschulen. Gegen Schuljahresende empfehlen Klassenlehrer der achten Klassen ausbildungsreife Buben und Mädchen, die im Jahr darauf den Quali schaffen dürften. In der Regel haben die Achtklässler bereits zwei Praktika absolviert, ein drittes Praktikum steht in der neunten Klasse an. Die Berufswünsche haben sich ebenfalls schon halb herausgebildet.

Wer rechtzeitig eine Lehrstelle ergattert, benötigt „Schlau“ nicht. Da aber immer mehr qualifizierte Jugendliche keine Lehrstelle finden, stellt „Schlau“ möglichst frühzeitig den Kontakt zu den Jugendlichen her. Bereits zu Beginn der neunten Klasse nehmen die Hauptschüler Kontakt mit „Schlau“ auf. In einem Erstgespräch klären Berufsberater, Pädagogen und Schüler die Berufswünsche ab, die Voraussetzungen, die Ausbildungswege – aber auch die privaten Interessen der Schüler, Hobbys und eventuelle Ehrenämter.

Soziales Engagement kommt bei Bewerbungen gut an

„Viele Arbeitgeber legen großen Wert darauf, ob die Azubis und Praktikanten ein Hobby pflegen oder sozial engagiert sind“, erklärt Marion Duschek. „Diese Hobbys müssen mit der Arbeit gar nichts zu tun haben. Hauptsache, der Arbeitgeber sieht, dass er einen engagierten jungen Menschen beschäftigt.“

Die „Schlau“-Mitarbeiter zeigen den Jugendlichen überdies, wie man Bewerbungen abfasst, wie man sich gesellschaftskonform präsentiert und kleidet. Das Ziel ist, den Jugendlichen per Einstiegsqualifizierung (EQ), die durch die Bundesanstalt für Arbeit gefördert wird, ein Praktikum zu verschaffen, das sie ausbildungstechnisch den anderen Auszubildenden gleichstellt. Das heißt: Auch diese Jugendlichen genießen eine duale Ausbildung (Unterweisung sowohl in der Berufsschule wie im Betrieb); die Dauer des Praktikums bewegt sich zwischen sechs und zehn Monaten und wird mit einer Praktikumsvergütung von 200 Euro im Monat plus Sozialversicherungsbeitrag gedeckt. Das Geld zahlt der Betrieb, dem wird es wiederum von der Agentur für Arbeit erstattet. Auf diese Weise wirken „Schlau“, die Agentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammer sowie die Handwerkskammer zusammen.

530 Anträge zur Förderung wurden 2008 bei „Schlau“ eingereicht. „Dieses Jahr dürften wir auf eine ähnlich hohe Zahl kommen“, schätzt Marion Duschek. Freilich kann es vorkommen, dass auch nach erfolgreich absolviertem Praktikum der junge Mensch immer noch mit leeren Händen dasteht. Darum klärt das Team die Qualifikationen der Schüler im Voraus ab, damit gleich mehrere Eisen im Feuer glühen.

Die Initiative „Schlau“ selbst wird gefördert durch die Agentur für Arbeit, die Stadt Nürnberg, und während der ersten drei Jahre durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, dessen Part nun das Bayerische Ministerium für Kultus und Unterricht übernimmt. Hoffentlich bleibt es so. Hauptsache, die Jugendlichen finden einen Beruf, der sie nährt und erfüllt!

 

 

NN

NN/HA/LOKAL/LOKAL4 - Do 08.10.2009 - STADT NÜRNBERG

Chance durch die Hintertür

Einstiegsqualifikationen ebnen den Weg zur Lehrstelle

Vom Praktikum direkt in die Lehre: Dank der sogenannten Einstiegsqualifizierungen schaffen immer mehr junge Leute im zweiten Anlauf doch noch den Sprung ins Berufsleben.

Seinen Quali hat Burat schon längst in der Tasche, einen Ausbildungsplatz sucht der 16-Jährige trotz guter Noten jedoch bislang vergeblich. Und das liegt nicht daran, dass er seine Ziele zu eng gesteckt hat. Sowohl einen metallverarbeitenden Beruf als auch eine Zukunft als Bürokaufmann kann sich der junge Mann vorstellen. „Ich hatte schon damit gerechnet, dass das klappt“, sagt Burat.

Doch die Arbeitsvermittler spüren bereits die ersten Auswirkungen der Wirtschaftskrise. „Man merkt, dass die Betriebe zurückhaltender sind“, sagt Marion Duschek vom Übergangsmanagement Hauptschule-Ausbildung („Schlau“), die Burat betreut. Noch fehlen exakte Zahlen für 2009, doch die extrem gute Vermittlungsquote des vergangenen Jahres werde dieses Mal wohl nicht erreicht, sagt Peter Haas von der Berufsberatung der Nürnberger Agentur für Arbeit. Selbst gute Bewerber müssen so wie Burat Rückschläge verkraften.

Doch mit dem Umweg der „Einstiegsqualifizierung“ (EQ) könnte sich sein Traum von einer Lehrstelle noch erfüllen. Seit 2004 gibt es diesen zweiten Weg zu einem Ausbildungsplatz, für die Laufzeit des Ausbildungspaktes von 2007 bis 2010 haben sich die Betriebe sogar verpflichtet, bundesweit jährlich 40000 dieser EQ-Plätze bereitzustellen. Mindestens sechs Monate, maximal zwölf Monate lang absolvieren die Jugendlichen ein Praktikum und besuchen gleichzeitig die Berufsschule. Die Vergütung in Höhe von rund 200 Euro im Monat übernimmt die Arbeitsagentur, ausgezahlt wird das Geld von den Firmen.

Die Vorteile liegen für beide Seiten auf der Hand, wie Haas findet. Die Praktikanten hätten die Chance, ihr Können zu zeigen, der Betrieb könne sich von den Fähigkeiten der jungen Leute überzeugen. Reguläre Lehrstellen dürften nicht durch EQ-Plätze ersetzt werden, so Haas. Gerade für kleinere Betriebe, die sich nicht sofort an eine Ausbildung herantrauen, sei das Konzept eine Chance, sagt Christine Grundig von der Initiative „Schlau“.

Vor allem aber profitieren die Jugendlichen davon: Rund 500 EQ-Plätze werden jährlich in Nürnberg vergeben, 70 bis 80 Prozent der Praktikanten wechseln laut Haas danach in die Ausbildung, die Praktikumszeit kann dabei anerkannt werden. In Nürnberg liege die Quote über dem Bundesdurchschnitt, weil dort bewusst relativ gute Bewerber vermittelt werden. Gestern wurden 25 Absolventen gezielt beraten — auch Burat ist jetzt wieder zuversichtlich. roe

Kontakt: Berufsberatung der Arbeitsagentur (01801) 555111.

 

NN

NN/HA/LOKAL/LOKAL3 - Fr 03.07.2009 - STADT NÜRNBERG

INTERVIEW

Der Sprung in die Lehre gelingt besser

Bundesweites Treffen von Hauptschulinitiativen in Nürnberg — Chancen für Jugendliche

Unter dem Motto „Netzwerkidentität entwickeln, erfolgreich kooperieren“ stand das dritte Bundesnetzwerktreffen der Hauptschulinitiativen. Die Nürnberger Initiative Schlau (der Name steht für „Schule — Lernerfolg — Ausbildung“) hatte zum Fachtag in die Frankenmetropole eingeladen. Die Redaktion sprach mit dem Projektleiter Hans-Dieter Metzger (57).

Was stand im Mittelpunkt des Bundesnetzwerktreffens?

Hans-Dieter Metzger: Bundesweit sind 14 Initiativen zusammengekommen, um über funktionierende Netzwerke zu sprechen. Am Ende des Tages haben wir einen Netzwerkrat gebildet. Wir hoffen neben einem Synergieeffekt, dass wir politisch wahrgenommen und unterstützt werden.

Wie dramatisch gestaltet sich die aktuelle Situation von Nürnberger Hauptschülern?

Metzger: Die positive Nachricht lautet: Von 2006 bis 2008 hat sich die Zahl der Hauptschüler, die nach ihrem Abschluss direkt eine Lehre begonnen haben, nahezu verdoppelt. Aber: Das ist zu wenig. In Zahlen haben 2008 von 1800 Nürnberger Hauptschülern lediglich 680 einen Ausbildungsplatz bekommen, rund 15 Prozent besuchen eine weiterführende Schule, das Gros aber verbleibt in der Berufsvorbereitung oder wiederholt freiwillig die 9. Klasse. Heuer wird dieser Anteil mit Blick auf den konjunkturellen Einbruch weiter wachsen. Im bundesweiten Vergleich ist Nürnberg jedoch mit seinen Vermittlungsraten relativ gut aufgestellt.

Wie hilft Schlau den Absolventen?

Metzger: Wir haben im Vorjahr 272 von 470 Hauptschülern erfolgreich unmittelbar im Anschluss an die Schule in die berufliche Ausbildung vermittelt. Dieses beachtliche Ergebnis wurde in konsequenter Zusammenarbeit mit den Eltern, den Lehrkräften, der Berufsberatung und der Agentur für Arbeit und den Kammern erzielt. Mit unserer Unterstützung orientieren sich die Jugendlichen in puncto Berufswahl frühzeitig. Wir stärken sie in ihrer Selbsteinschätzung und bereiten das Bewerbungsverfahren vor. Im Durchschnitt landen rund 25 Prozent in ihrem Wunschberuf, der Rest orientiert sich neu und entdeckt eine andere hochwertige Ausbildung für sich. Nach wie vor stehen bei den Jungen der Mechaniker und bei den Mädchen die Kauffrau für Bürokommunikation und die Medizinische Fachangestellte ganz oben auf der Wunschliste, aber die Flexibilität und das Engagement der jungen Menschen, die dieses Angebot ja in ihrer Freizeit nutzen, ist enorm und verdient Respekt.

Interview: CLAUDIA BEYER

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NN

Mi 12.11.2008 - STADT NÜRNBERG

Schlau“ macht schlau

Erfolgreiche Hilfe für Hauptschüler bei Stellensuche

von ANDREAS FRANKE


Durch das Projekt „Schlau“ wurden im Schuljahr 2007/2008 exakt 272 von 470 Hauptschülern (57 Prozent) in eine Berufsausbildung vermittelt. Der Einsatz von Beratern und die Hilfe der Wirtschaft trugen dazu bei, dass die Erfolgsquote damit doppelt so hoch liegt wie im Durchschnitt der Nürnberger Hauptschulabsolventen.

Der Name ist Programm: „Schule — Lernerfolg — Ausbildung“, kurz „Schlau“, hat ein wichtiges Ziel: Hauptschüler, bei denen sich Probleme beim Wechsel ins Berufsleben abzeichnen, werden frühzeitig schon in der Schule begleitet und trainiert, um anschließend einen Ausbildungsplatz zu bekommen.

So hat es auch bei Jessica Amoako-Müller funktioniert. Die 16-Jährige hat nach dem „Quali“ zum 1. September eine Lehrstelle bei dem Express-Logistikunternehmen GEL in Nürnberg angefangen. In der Firma von Christian Bichlmaier, der bei 24 Mitarbeitern vier Azubis beschäftigt, wird sie zur Kauffrau für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen ausgebildet.

„Ich habe mich schon immer für Speditionen interessiert“, sagt das in Deutschland geborene Mädchen mit ghanaischem Pass. Vier Praktika, eins davon bei ihrem jetzigen Lehrbetrieb, hatte sie zuvor absolviert; auch um zu sehen, welche Berufe es gibt und was ihr liegt. „Nur“ acht Bewerbungen waren nötig, um eine Lehrstelle zu bekommen.

„Eine frühzeitige und gute Berufsorientierung ist wichtig“, betont Ursula Poller, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Nürnberg und zuständig für den Geschäftsbereich Berufsausbildung. Die Abbrecherquote bei den Auszubildenden in den IHK-Betrieben liege nämlich bei 15 Prozent. Meist seien es die Lehrlinge, die zum Ende der Probezeit aufhörten. Die häufigste Begründung: Sie haben sich was anderes unter dem Beruf vorgestellt. „Die Firmen lassen dann eine Stelle lieber unbesetzt, wenn sie merken, dass sie keinen passenden Lehrling bekommen“, sagt Christian Kaiser, Leiter der Berufsbildung bei der Handwerkskammer für Mittelfranken.

Jugendliche stärken

„Schlau“, so Projektleiter Hans-Dieter Metzger vom Nürnberger Schulreferat, setzt hier bereits an. Mit Hilfe der Berufsberatung der Agentur für Arbeit gibt es frühzeitig eine Orientierung. „Wir verschaffen den Jugendlichen eine Übersicht und stärken sie in ihrer Selbsteinschätzung“, erklärt die Direktorin Elsa Koller-Knedlik. Die Stärke von „Schlau“ sei es auch, dass die Angebote der beteiligten Einrichtungen um die Schüler herum angeordnet seien und sie nicht von einer zur anderen geschickt würden.

Die Agentur beteiligt sich an dem dreijährigen Projekt (Kosten: 400000 € pro Jahr) ebenso wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Referatsleiter Detlef Bröker lobt — wie alle Beteiligten — die enge Verzahnung und Zusammenarbeit. Das Bundesamt beteiligt sich, weil gut die Hälfte der teilnehmenden Schüler Migrationshintergrund hat, so wie Jessica.

Den Erfolg mit einer Vermittlungsquote von 57 Prozent erklärt Metzger auch mit dem intensiven Bewerbungstraining für die Schüler. Insgesamt wurden 3500 Bewerbungen verschickt, um die Jugendlichen in Betrieben (202) oder Berufsfachschulen (70) unterzubringen. Zwölf Prozent der Teilnehmer machen das letzte Hauptschuljahr noch einmal, um bessere Noten zu erlangen, elf Prozent gehen auf eine weiterführende Schule, drei entschieden sich für ein Berufsgrundausbildungsjahr, zwei Prozent nehmen an einer Fördermaßnahme der Agentur teil. Schulbürgermeister Klemens Gsell (CSU) ist zuversichtlich, dass „Schlau“ auch nach 2009 finanziert und weitergeführt wird.

 

 

NZ

Mi 12.11.2008 - NÜRNBERG

Projekt „Schlau“ mit glänzenden Zahlen

Mehr Azubis für Nürnberg

von Ngoc Nguyen

In seinem zweiten Jahr glänzt „Schlau“ mit guten Zahlen: Weit mehr als die Hälfte der teilnehmenden Hauptschüler gelangten über das städtische Modellprojekt in eine Ausbildung – damit liegt die Quote doppelt so hoch wie im Nürnberger Durchschnitt.

Bei der Koordinierungsstelle „Schlau“ (Schule – Lernerfolg – Ausbildung) melden Lehrer für das Projekt geeignete Jugendliche. Diese stehen vor dem Abschluss und haben meist durchschnittlich gute Noten. Was aber immer der Fall ist: Die Schüler wissen nicht, welche Ausbildung sie nach der Hauptschule machen sollen.

Das war auch bei Jessica Amoako-Müller so. Jedenfalls hatte sich die 16-Jährige kaum vorstellen können, eine Lehre zur Kauffrau für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen zu machen. Was das genau ist, erfuhr sie nämlich erst bei einem Praktikum bei GEL Logistik Express in Boxdorf. Da hatte sie das „Schlau“-Programm schon teilweise absolviert: ein Vorstellungsgespräch trainiert, Bewerbungsmappen verfasst und verschickt. Weil Berufsberater Jessica zum Bereich Logistik rieten, trat sie ein entsprechendes Praktikum an. Sie überzeugte – und ist bei GEL seit 1. September Azubi.

Da reibungslose Übergänge von Hauptschule in Ausbildung zu selten sind, hatte die Stadt „Schlau“ 2006 ins Leben gerufen. Das auf drei Jahre angelegte Projekt soll ein Scharnier zwischen der Schule und der Arbeitsagentur sein.

Sechs Mitarbeiter ergänzen die obligatorische Berufsberatung an der Schule, zum Beispiel durch viele Praktika. Hier schnuppern die Jugendlichen Arbeitsalltag – und merken schnell, ob die Ausbildung für sie geeignet ist oder sie langweilen würde.

Zwar liegt die Quote derjenigen, die ihre Ausbildung abbrechen, in Nürnberg unter dem Bundesdurchschnitt von 20 Prozent: Bei IHK-Berufen schmeißen rund 15 Prozent ihre Lehre hin, bei Handwerksberufen sind es zehn Prozent. Der Grund ist fast immer derselbe: Der Jugendliche hatte sich etwas anderes vorgestellt.

Um Irrwege zu vermeiden, vertieft „Schlau“ das Wissen über den angestrebten Beruf. 70 Unternehmen arbeiten mit dem Projekt zusammen, bieten den Schülern Praktika an. Schließlich haben die Firmen einiges davon: Motivierte Auszubildende, die genau diesen Beruf erlernen wollen.

Im letzten Schuljahr 2007/2008 hatten die Nürnberger Hauptschulen insgesamt 470 Jugendliche für das Projekt gemeldet, die Hälfte stammt aus ausländischen Familien. 202 Teilnehmer haben eine Ausbildung begonnen, 70 entschieden sich für eine Berufsfachschule. „Damit gelangten 57 Prozent der Gemeldeten in eine Ausbildung – ein landesweites Spitzenergebnis“, sagte Projektleiter Hans-Dieter Metzger zufrieden. Jeder Dritte, der unmittelbar nach der Hauptschule eine Ausbildung beginnt, sei von „Schlau“ begleitet worden.

Daher hoffen er und Schulbürgermeister Klemens Gsell darauf, dass das Projekt auch nach seinem offiziellen Ende im Sommer 2009 weiter besteht. Die Geldgeber – die Arbeitsagentur und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge – seien aufgeschlossen, weiß Gsell.



Artikel aus "famos - Das Nürnberger Familienmagazin"  Ausgabe Februar 2008




NN

vom 25.04.2008, S. 18

WOLFGANG HEILIG-ACHNECK

Wenn Fachleute die Stärken "rauskitzeln"

Im Projekt "Schlau" helfen Firmen Hauptschülern mit Probe-Vorstellungsgesprächen

Eine Hamburger Initiative zieht Kreise: Nach dem Vorbild der Hansestadt unterstützen inzwischen in 16 deutschen Städten und Regionen Unternehmen gezielt Hauptschülerinnen und Hauptschüler bei der Berufswahl und Bewerbung - in enger Kooperation mit den Schulen und der Arbeitsagentur. In Nürnberg läuft das Projekt, zusätzlich unterstützt vom Bundesamt für Migration, unter dem Titel "Schlau".
"In den Jugendlichen steckt häufig viel mehr als sich die meisten so vorstellen. Aber es ist zu selten einer da, der das rauskitzelt", beschreibt Gero Bütefür, Personalleiter bei der Nürnberger Firma Baumüller, seine Erfahrungen. Der Betrieb ist einer von rund 70, die sich bereit erklärt haben, mit Neuntklässlern aus Nürnberger Hauptschulen unverbindliche Probe-Vorstellungsgespräche zu führen.
Den Schülerinnen und Schüler hilft das, ihr Lampenfieber zu überwinden. Und sie - wie auch ihre Betreuer bei "Schlau" - erhalten ehrliche und kritische Rückmeldungen, wie sie sich noch besser darstellen können. "Es ist schon gut, wenn sich Jugendliche dieser Situation stellen. Das bringt manchen Aha-Effekt", so Bütefür weiter.
Bei den Firmen laufen die Test-Vorstellungen unabhängig von den Bewerbungsverfahren für ihre eigenen Lehrstellen - sie buchen den Aufwand als soziales Engagement ab. Aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass sie auf den einen oder anderen Kandidaten stoßen, dem sie auch selbst eine Chance geben wollen.
Bei einem Erfahrungsaustausch unter Personalverantwortlichen, die sich ebenfalls in den Dienst des Projekts stellen, waren jetzt viele ähnliche Einschätzungen zu hören. "Es kommt eben darauf an, bei Bewerbern mit etwas anderem Hintergrund auch einmal abzuweichen von standardisierten Fragen, und sich auf sie einzustellen", merkt Brigitte Engelhardt von T-Mobile an. Sie stellt sich für "Schlau"-Bewerbergespräche zur Verfügung, obwohl ihr Unternehmen gar keine Ausbildungsplätze anbietet.
Und Svante-Alexander Pieper, Personalreferent bei der Tucher Bräu, ergänzt freimütig: "Auch wir haben etwas gelernt, nämlich den Kreis dieser Jugendlichen nicht zu vernachlässigen." Dabei gebe Tucher ihnen in der Regel zunächst die Chance, erste Erfahrungen beim Probearbeiten zu sammeln, ehe sie zum (Probe-) Vorstellungsgespräch antreten.
Den bundesweit ersten Anstoß speziell für eine gezielte Betreuung von Hauptschulabsolventen beim Übergang ins Berufsleben hatte vor sieben Jahren Gerd Knop von der Hamburger Otto-Gruppe gegeben - mit einem Kreis von Unternehmern und Führungskräften und aus Sorge um die gesellschaftlichen Folgen der Ausbildungsmisere. Die bestand und besteht, wie sie erkannten, nicht allein in einem nackten Defizit an Lehrstellen, sondern auch darin, dass viele Bewerber ganz einfach auf Betreuung und Begleitung angewiesen sind.
"Fast alle sind aufgeschlossen und regelrecht dankbar, wenn man ihnen beispielsweise erklärt, was sie anziehen und wie sie sich verhalten sollen, wenn sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden", betont er.

 

 

Sa 15.12.2007

,Schlau‘-Projekt zeigt erste Erfolge

In Pilotphase finden 42 Jugendliche mit Quali eine Lehrstelle— Arbeit gesichert

von WOLFGANG HEILIG-ACHNECK

Nach einer einjährigen Pilotphase sind in das Schulprojekt „Schlau“ – der Name steht für die Verbindung von Schule, Lernerfolg und Ausbildung – nun alle geeigneten und interessierten Jugendlichen aus sämtlichen Nürnberger Hauptschulen einbezogen. Auch finanziell ist die Arbeit nun auf längere Sicht abgesichert.
So haben sie sich selbst noch nie gesehen: Für manche Jugendliche ist es ein bewegender Moment, die erste eigene Bewerbungsmappe in der Hand zu halten. Dann ist freilich viel Geduld und Durchhaltevermögen gefragt – bis die Unterlagen in einem Personalbüro auf Interesse stoßen. Nach einem Hamburger Vorbild soll die Nürnberger Initiative Hauptschüler bei der Suche nach einer Lehrstelle und vor allem bei der Erstellung korrekter, vollständiger und ansprechender Bewerbungen unterstützen (wir berichteten mehrfach). Voraussetzung ist, dass sie nach Einschätzung ihrer Lehrkräfte gute Aussichten haben, den „Quali“ zu schaffen und selbst eine Ausbildung im dualen System anstreben.
Der Kreis der „Schlau“-Kandidaten umfasst damit etwa ein Viertel eines Jahrgangs. Die ersten Kontakte werden bereits in der 8. Jahrgangsstufe geknüpft, die „heiße Bewerbungsphase“ läuft dann im letzten Jahr an der Hauptschule.
Als zusätzliches „Bonbon“ winkt die Unterstützung von 72 Firmen: Deren Personal- oder Ausbildungsleiter haben sich bereit erklärt, mit den Jugendlichen auf Anfrage Probe-Auswahlgespräche zu führen und sie anschließend auf Stärken und Schwächen hinzuweisen. „Wir werten die kritischen Beobachtungen mit den Jugendlichen aus, damit alles besser klappt, wenn es ernst wird“, erläutert die Sozialpädagogin Marion Duschek vom inzwischen sechsköpfigen Team. „ Manche Jugendliche kommen mehrmals pro Woche und verbringen ganze Nachmittage bei uns“, erzählt ihre Kollegin Jutta Regelein. Die intensive Begleitung und Betreuung zahlt sich offenkundig aus. Vier von fünf der 136 Schülerinnen und Schülern in der Pilotphase hatten das Beratungsangebot in Anspruch genommen – 42 konnten diesen Herbst eine reguläre Ausbildung beginnen, weitere 45 entschieden sich für den Besuch von weiterführenden und von Berufsfachschulen. Zwei Drittel der Teilnehmer stammten aus Zuwandererfamilien. Die Sozialpädagogen wenden dabei bis zu 20 Stunden pro Schüler auf. Und trotz „Quali“ bedeutete es in jedem Fall ein hartes Ringen, eine Ausbildungsplatzzusage zu erhalten, bekräftigt Hans-Dieter Metzger vom Schulreferat. „Ohne ,Schlau‘ wäre das wahrscheinlich nur in wenigen Fällen gelungen.“ Dass die Kammern und Firmen bereitwillig und mit großem Engagement mitziehen, hält er für besonders bemerkenswert. Alle haben zugleich die Gewissheit, dass ihre Beteiligung ausdrücklich nicht auf eine „heimliche Vermittlung“ ausgelegt ist. Auch dürfen die „Schlau“- Bewerber nicht auf Ausnahmen von den regulären Bewerbungsvoraussetzungen hoffen. Im neuen Schuljahr ist die Zahl der betreuten Jugendlichen auf knapp 430 angestiegen. So herrscht jeden Nachmittag Hochbetrieb in dem neuen Domizil des Projekts am Vestnertorgraben, direkt neben der Paniersschule. Von den jährlich rund 400000 Euro für die Arbeit bringt die Agentur für Arbeit Nürnberg rund 180000 Euro auf; weitere 90000 Euro steuert das Nürnberger Bundesamt für Migration bei, den Rest trägt die Stadt Nürnberg.

 

NZ

NZ/HA/LOKAL/LOKAL5 - Mi 05.12.2007 - NÜRNBERG

Lehrstelleninitiative „Schlau“
Die erste Bilanz kann sich sehen lassen

„ Für die Jugendlichen ist die Teilnahme an unserem Programm eine absolut prägende Erfahrung“, sagt Jutta Riegelein von der städtischen Initiative „Schlau“. Sie ist mit Marion Duschek und dem Teamleiter Hans-Dieter Metzger Mitarbeiterin der ersten Stunde. Die drei haben im September 2006 begonnen, Hauptschüler bei ihrem Weg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Da sich seit Mai dieses Jahres die Bundesagentur für Arbeit (BA) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) an der Finanzierung beteiligen (von insgesamt rund 400000 Euro Kosten übernimmt die BA 180000 Euro und das BAMF 90000 Euro), konnte das Team im Juni um weitere vier Sozialpädagoginnen aufgestockt werden. Gestern hat „Schlau“ eine erste Bilanz gezogen. Hans-Dieter Metzger wurde nicht müde, den außerordentlichen Einsatz seiner Mitarbeiterinnen zu würdigen.„ Das hier ist das beste Team, das man sich vorstellen kann. Hinter jeder erfolgreichen Bewerbung steckt ein immenser persönlicher und zeitlicher Aufwand, der nicht zu unterschätzen ist.“
Der Einsatz hat sich ausgezahlt. Laut Jahresbericht für das Schuljahr 2006/2007 wurden im ersten„ Schlau“-Jahr 136 Schülerinnen und Schüler von ihren Lehrern an die Initiative weitervermittelt. Davon nahmen 82 Prozent tatsächlich daran teil. Mädchen und Jungen hielten sich in etwa die Waage, 60 Prozent stammten aus Zuwandererfamilien, 64 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich erfolgreich um einen Ausbildungsplatz beworben. Zuvor erhielten sie von „Schlau“ Bewerbungstrainings auf verschiedenen Ebenen. „Wir kümmern uns um jeden individuell“, sagt Marion Duschek. „Das kann so aussehen, dass wir mit einem Teilnehmer Bewerbungen erarbeiten. Oder erst mal versuchen rauszufinden, wo seine Stärken und Schwächen liegen.“ „Viele wissen überhaupt nicht, wer sie eigentlich sind und halten dann ganz stolz mit hochroten Bäckchen ihre erste Bewerbung in den Händen: Das bin also ich!“, fügt Christine Grundig hinzu und schmunzelt.
Dass es mit dem Selbstbewusstsein der Hauptschüler nicht weit her ist, bekommt das Team auch oft von den 72 Nürnberger Firmen gesagt, mit denen „Schlau“ kooperiert. Die Personalchefs haben sich bereit erklärt, mit den Teilnehmern Probe-Vorstellungsgespräche zu führen. Dabei werde immer wieder deutlich, dass viele zu scheu sind und zu wenig Fragen stellen, erzählt Marion Duschek. Dabei sind es gar nicht die ausgesprochenen Problemfälle, die bei „Schlau“ teilnehmen. Die Bedingungen sind eine gute Prognose für den Qualifizierenden Hauptschulabschluss und der Vorsatz, eine Duale Ausbildung zu durchlaufen. „Wir sind nicht explizit auf Akquise-Tour“, betont Jutta Riegelein. „Aber das Bewusstsein, dass es uns gibt und wir einen Pool von motivierten Hauptschülern haben, ist schon von Vorteil.“
Christina Roth

 

Auszug aus „dorfner con[takt “, Ausgabe 3/2007:

Dorfner

 

 

Ein Artikel aus der „Nürnberger Lehrerzeitung NLLV“ Nr. 4 – Juli 2007

 

NZ/HA/NPLUS/NPLUS2 - Fr 15.06.2007 - NÜRNBERG
Ausbildungs-Projekt SCHLAU in Nürnberg gestartet
Eine Chance für Hauptschüler
Thomas Susemihl

Zu den ersten Erfolgsbeispielen gehört der 16-jährige Jaskaran. Der dreisprachig aufgewachsene Jugendliche bereitet sich zur Zeit auf den qualifizierten Hauptschulabschluss vor und hat sich danach für eine Ausbildung im Hotelfach entschieden. Obwohl Hauptschüler in diesem Segment eher selten sind, hat Jaskaran seine Ausbildungsstelle bereits sicher. Einen großen Anteil an diesem Erfolg hat das Projekt SCHLAU, das in diesem Schuljahr in Nürnberg gestartet wurde. Der Begriff SCHLAU setzt sich aus Schule, Lernerfolg und Ausbildung zusammen. Die daran beteiligten Sozialpädagogen legen ihren Fokus auf die große Zahl der Hauptschüler, die in den vergangenen Jahren immer häufiger ohne Perspektive aus der Schule entlassen wurden.
Am Dienstagabend fand im Nürnberger Rathaus eine Gesprächsrunde statt, an der neben Oberbürgermeister Ulrich Maly und Vertretern der Ämter und Wirtschaft auch die Initiatoren des ursprünglichen Projekts teilnahmen. Gerd Knop ist Personalleiter der Otto-Gruppe, Wolfram Kopetzky hat diese Position bei Hapag Lloyd inne. Vor sechs Jahren gründeten sie in Hamburg eine Initiative, als in der Hansestadt immer weniger Hauptschüler trotz qualifiziertem Abschluss eine Lehrstelle bekamen. „Auch globale Unternehmen haben eine lokale Verantwortung. Jeder Schüler, der in eine nicht staatlich geförderte Ausbildung kommt, spart der öffentlichen Hand jährlich vorsichtig geschätzt 10000 Euro“, sagte Knop. 80 Nürnberger Unternehmen machen mit
In Hamburg gäbe es eine nicht unerhebliche Anzahl von Hauptschulabgängern, deren Familien bereits in der dritten Generation von Sozialhilfe leben. Dieser Umstand hätte ihn erschrocken, bekannte Knop. Doch mittlerweile konnten bereits 50 Prozent der durch das Projekt geförderten Hauptschüler in eine Ausbildung entlassen werden. Davon würden wiederum 92 Prozent die Probezeit überstehen und von ihren Ausbildern oft in den höchsten Tönen gelobt werden.
Auch Ulrich Maly ist vom Erfolg von SCHLAU überzeugt: „So eine Initiative sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Denn wenn immer mehr Jugendlichen von der Gesellschaft die Rote Karte gezeigt wird, muss man sich über Politikverdrossenheit und den Rückzug in die innere Emigration nicht wundern.“ Mit einem Blick auf andere Städte wurde das bisherige Engagement Nürnbergs von den Hamburger Gästen positiv bewertet. So seien bereits 80 Nürnberger Unternehmen bereit, das Übergangsmanagement Hauptschule-Ausbildung zu flankieren und ihre Mitarbeiter für Probebewerbungsgespräche zur Verfügung zu stellen. Auch die finanzielle Unterstützung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie durch die Arbeitsagentur Nürnberg wurde herausgestellt. Zwar sei auch die Stadt zu finanziellen Schandtaten bereit, doch das Geld der Finanziers würde man natürlich gerne nehmen, wie Maly mit einem Lächeln bekannte.
Knop und Kopetzky erzählten aus ihrem bisherigen Erfahrungsschatz, was vor allem die versammelten Unternehmensvertreter interessierte. So sei es notwendig, die Bewerbungsgespräche in den Firmen abzuhalten, da sich Beratung an der Schule ein jedes Mal als Fiasko entpuppte. Außerdem sei es unumgänglich, dass die Personalchefs der Firmen sich von der althergebrachten Bewerbungsroutine verabschieden. Denn das reine Schielen auf Noten würde Neigungen und Talente der Hauptschulabgänger außen vorlassen.
Bereits 80 Nürnberger Unternehmen wollen sich am Projekt SCHLAU beteiligen. In einer Gesprächsrunde im Rathaus wurde das Ausbildungsprojekt einer Hamburger Initiative vorgestellt.

 

NZ/HA/LOKAL/LOKAL2 - Mi 13.06.2007 - NÜRNBERG
Initiative „Schlau“ spürt Lehrstellen auf
Faire Chance für Hauptschüler

Hauptschülern eine Zukunft schaffen, das versucht die Stadt Nürnberg seit Jahresbeginn mit dem Großprojekt „Schlau“. Die Mitarbeiter helfen Neuntklässlern mit „Quali“ bei der Berufsfindung und Ausbildungssuche. Das läuft prima, sagen die drei Verantwortlichen: die Sozialpädagoginnen Marion Duschek und Jutta Regelein sowie Hans-Dieter Metzger vom Schulreferat.
NZ: Im vergangenen Herbst bekamen in Nürnberg 360 von 3000 Hauptschulabgängern eine Lehrstelle. Es gibt schon x-erlei Projekte, um den Missstand zu mildern. Warum braucht es da „Schlau“?
Metzger: Ja, es gibt eine regelrechte Projekthuberei. Vieles läuft nicht vernetzt, es fehlt an Verabredungen und Standards. „Schlau“ soll deshalb weniger Projekt als Dienstleistung sein. Schüler, Lehrer und Wirtschaft sollen damit verlässlich und langfristig rechnen können.
Regelein: Wir kommen weg von der Zufälligkeit von Einzelprojekten. Bis Herbst kriegen wir noch vier Sozialpädagogenstellen und bedienen dann alle 25 Hauptschulen.
NZ: Aber es gibt doch noch die Arbeitsagentur.
Duschek: Neu ist, dass wir mit mehr als 70 Partnerunternehmen arbeiten. Die machen mit den Schülern Probebewerbungsgespräche. Wir haben eine unglaubliche Resonanz bekommen, denn das hat es in Nürnberg in dem Sinn nie vorher gegeben. Wir sind eng an den Schülern dran und koordinieren ihren ganzen Prozess der Orientierung. Termine bieten wir ihnen total flexibel an, dafür müssen sie bei uns auch selbst in Betrieben anrufen, was ihnen Schweißausbrüche beschert. Wir vermitteln sie passgenau nach ihren Stärken und Interessen.
Metzger: Die Arbeitsagentur arbeitet mit ihren Berufsberatern ja auch eng mit uns zusammen und zahlt 50 Prozent der operativen Kosten.
NZ: Viele gute Integrationsprojekte warten jahrelang auf eine stadtweite Ausdehnung. Wieso geht das bei „Schlau“ so schnell?
Metzger: Wir haben eine kräftige Anschubfinanzierung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Der Oberbürgermeister hat sich selbst hinter das Projekt gestellt, hat mit dem Amtspräsidenten persönlich Unternehmen angeschrieben. Auch die Kammern machen Akquisition für uns, und das Projekt ist im Schulreferat richtig angesiedelt, um die Schulen zu kontaktieren. Und die Schüler bemühen sich, weil sie bei uns eine echte Chance bekommen.
NZ: Wie vielen Ihrer derzeit 137 Schüler haben Sie Lehrstellen verschafft?
Metzger: Erst am Ende des Ausbildungsjahres erheben wir Zahlen. Für die Bewertung ist es zu früh. Selbst wenn sie positiv wäre, würde man vielleicht zu viel von uns erwarten. Nur so viel: Die Kosten des Projekts decken sich durch den Vermittlungserfolg. Wir sind im Plus.
Regelein: Manche haben noch keine Stelle, aber Schwung bekommen, nachdem sie von unseren Partnern gecoacht wurden. Sie lernen auch, mit dem Frust von Absagen umzugehen. Zaubern können wir nicht.
Duschek: Andere hatten nach der zweiten Bewerbung eine Zusage.
NZ: Hapert es auf dem Lehrstellenmarkt eher an den Schülern oder an den Betrieben?
Metzger: Hapern – Sie sehen das Defizit, wir die Chancen. Eine Chance liegt darin, dass wir im Sommer noch kleine Betriebe ansprechen und dort das Angebot erhöhen. Viele davon verzichten in den letzten Jahren darauf, auszubilden, weil es ihnen zu kompliziert ist.
Duschek: Es hapert an verschiedenen Stellen. Die Schüler sind ein bisschen fixiert auf bestimmte Berufe. Wir machen ihnen auch seltenere Ausbildungsberufe bekannt.
NZ: Was geschieht zur Vermittlung der vielen Schüler ohne „Quali“?
Metzger: Wir wollen Motivation in die Schulen reintragen, damit die Schüler sich anstrengen, auch dabei zu sein. Für die, die noch nicht ausbildungsreif sind, ist weiterhin das Berufsvorbereitungsjahr und das allgemeine Übergangsmanagement da. Wir sorgen dafür, dass es für jeden Schüler in Nürnberg ein bedarfsgerechtes Angebot gibt.

Fragen: Isabel Lauer

 

 

NN/HA/WIRT/WIRT9 - Do 29.03.2007
NÜRNBERG EXTRA: WIRTSCHAFT IN NÜRNBERG
Initiative „Schlau“ hilft beim Sprung auf den Arbeitsmarkt
Projekt fördert gezielt Hauptschüler — Kritische Analyse der Stärken, Schwächen und Berufswünsche der Jugendlichen

WOLFGANG HEILIG-ACHNECK

Schlau sollen sich Jugendliche nicht nur, aber eben auch in der Schule und bei der Suche nach einer Lehrstelle anstellen. Deshalb steht „Schlau“ neuerdings auch als Abkürzung für ein Projekt, das Heranwachsende gerade beim Übergang vom einen zum anderen unterstützt: Schule — Lernerfolg — Ausbildung sind die drei Schlüsselworte für die Initiative, die in einem ganzen Paket von Fördermaßnahmen heute auch im Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Stadtrats vorgestellt wird.
Jeden Nachmittag herrscht in dem kleinen Büro im vierten Stock des Berufsbildungszentrums am Berliner Platz emsiges Treiben: Unterstützt von Jutta Regelein und Marion Duschek als Betreuerinnen tippen Schülerinnen und Schüler an Bewerbungsschreiben, suchen Angebote im Internet und rufen bei möglichen Ausbildungsbetrieben an. „Sich am Telefon zu erkundigen und nachzufragen, ist für viele am Anfang eine große Hürde“, lautet eine der ersten Erfahrungen von Duschek.
Stärken ausloten
Seit vergangenem September hat sie mit ihrer Kollegin und dem Projektleiter Hans-Dieter Metzger vom Schulreferat das Projekt vorbereitet, im Januar ging es in die Praxis. Im ersten Schritt werden gezielt die angehenden Absolventen von acht Nürnberger Hauptschulen angesprochen. Dabei konzentriert sich das Augenmerk wiederum auf jene Jungen und Mädchen, die Aussicht haben, den „Quali“ zu schaffen. Denn selbst die hatten in den vergangenen Jahren nur miserable Chancen, tatsächlich einen regulären Ausbildungsplatz zu erhalten.
Die Lehrkräfte fordern die Jugendlichen auf, sich bei „Schlau“ zu melden. In einem ersten Gespräch loten die Mitarbeiterinnen noch einmal gezielt die Stärken und Interessen aus, prüfen, wie realistisch der Berufswunsch ist, und besprechen das weitere Vorgehen — alles in enger Absprache mit den Berufsberaterinnen der Agentur für Arbeit. Die Schwächeren, die noch stärkere Unterstützung benötigen, sollen darüber nicht vernachlässigt werden. Für sie sind jedoch andere Programme vorgesehen. Die Nürnberger orientieren sich dabei an ähnlichen Projekten zum „Übergangsmanagement“ in Hamburg, Berlin und anderen Orten, könnten aber die Ersten sein, die das Verfahren flächendeckend einführen. Denn ab kommendem Jahr sollen bereits die Achtklässler angesprochen werden — an allen Nürnberger Hauptschulen.
Da dort viele Jugendliche aus Migrantenfamilien stammen, wird das Projekt vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge maßgeblich gefördert. Teil des Unterstützungsprogramms sind auch Test-Bewerbungsgespräche bei Personalchefs und Ausbildungsleitern in kleineren und größeren Unternehmen. Immerhin bereits 60 Firmen unterstützen das Projekt und tragen den zusätzlichen Aufwand kostenlos. „Die hat einfach das Konzept überzeugt“, freut sich Metzger.

 

NN/HA/LOKAL/LOKAL5 - Sa 28.04.2007 - STADT NÜRNBERG
„ Schlauer“ Weg in eine Ausbildung
Neues Projekt bietet Hauptschulabgängern mit „Quali“ praktische Unterstützung
WOLFGANG HEILIG-ACHNECK

Unterstützung bei der schwierigen Suche nach einer Lehrstelle verspricht Hauptschülerinnen und Hauptschülern seit diesem Schuljahr ein neues Projekt: Unter dem Titel „Schlau“ soll es „Schule, Lernerfolg und Ausbildung“ zusammenführen.
Ein Praktikum bei einem Fotohändler hat sie schon absolviert. „Das hat mir gut gefallen, und ich glaube, ich habe mich auch ganz gut angestellt“, meint Cansu. Deshalb hat sich die 16-Jährige nun förmlich bei dem Geschäftsinhaber beworben. Wird er ihr eine Chance geben und sie zur Kauffrau im Einzelhandel ausbilden?
Es ist bei Weitem nicht ihr erster Anlauf im harten Wettlauf um eine Lehrstelle. Aber Jugendliche aus Hauptschulen haben häufig das Nachsehen — erst recht in besonders beliebten Berufen wie Bürokauffrau. „Aber eine Antwort habe ich bisher noch nicht erhalten“, sagt die Schülerin. Sich entmutigen lassen – nein, das will sie auf keinen Fall. Ganz im Gegenteil: Geduldig sucht sie auf den Internet-Seiten der Arbeitsagentur nach Angeboten, verbessert ihre Bewerbungsunterlagen und denkt über Alternativen nach. „Wie wäre es denn mit einer Ausbildung als medizinische Fachangestellte?“ schlägt ihr Marion Duschek vor. Mit ihrer Kollegi
n Jutta Regelein berät und betreut die Sozialpädagogin seit Beginn des Jahres ganz systematisch Neuntklässlerinnen und Neuntklässler bei der Lehrstellensuche. In ihrem Büro herrscht jeden Nachmittag reger Betrieb.
Allein Cansu war schon vier Mal zu Besuch, andere Jugendliche wie Rahime aus Gostenhof sogar schon ein Dutzend Mal. Quartier bezogen haben die „Schlau“-Mitarbeiter im vierten Stock des Berufsbildungszentrums am Berliner Platz. Wer sich in dem Riesenkomplex nicht auskennt, hat allerdings vielleicht etwas Mühe, sich zurecht zu finden und den richtigen Aufgang zu erwischen. Bei dem ständigen Kommen und Gehen findet sich allerdings auch leicht jemand, der weiterhelfen kann.
„ Beim ersten Termin versuchen wir gemeinsam, die besonderen Fähigkeiten und Stärken der Kandidaten herauszufinden“, erläutert Jutta Regelein. Dabei wollen sie und ihre Kollegin den Berufsberatern natürlich keine Konkurrenz machen. Im Gegenteil: „Schlau“ setzt auf die enge Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur und den Lehrkräften. Im nächsten Schritt werden die Bewerbungsunterlagen unter die Lupe genommen.
Ist der Lebenslauf in eine ordentliche Form gebracht? Ist das Anschreiben höflich und klar formuliert — und ohne Rechtschreibfehler? Wird die Motivation für den Berufswunsch deutlich oder fehlen Informationen? Sind besondere Vorstellungen und Wünsche berücksichtigt? Schließlich werden alle Seiten noch einmal auf „ordentlichem“ Papier ausgedruckt. „Wenn die Jugendlichen weggehen, halten sie fertige Bewerbungsunterlagen in der Hand“, bekräftigt Regelein.
Haben die Jugendlichen einen Betrieb ausfindig gemacht, der noch Ausbildungsplätze bietet, ermuntern die „Schlau“-Betreuerinnen die Schüler, dort anzurufen und sich direkt nach den Bewerbungsmodalitäten zu erkundigen. „Das fällt vielen am Anfang enorm schwer“, sagt Marion Duschek. „Damit sie die Gespräche ganz ungestört führen können, steht dafür ein eigener Raum zur Verfügung.“ Für Rahime, die am liebsten Friseurin werden möchte, haben sich daraus wenigstens schon einige Vorstellungstermine ergeben. Und auch sie konnte bei Kurzpraktika ihr Talent unter Beweis stellen.
Als besonders wertvolle Hilfe empfinden viele einen weiteren Baustein: „Nur zum Üben“ werden sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Personalverantwortliche von mehr als 60 Unternehmen, darunter die Nürnberger Nachrichten, leisten diesen Beitrag unentgeltlich.
Das „Übergangsmanagement“, wie das Projekt etwas sperrig heißt, ist dabei nicht etwa als beliebige Beratungsstelle angelegt, sondern richtet sich an sämtliche Schülerinnen und Schüler, die „berufsreif“ sind, einen Beruf im Dualen System anstreben und Aussicht haben, den „Quali“ zu schaffen. Zuletzt waren das in Nürnberg 54 Prozent der Hauptschüler; „Schlau“ soll aber auch die anderen aufrütteln und ihnen beweisen, dass sich Anstrengungen eben doch lohnen.
In der Startphase sind acht Nürnberger Hauptschulen einbezogen, nach und nach ist die Ausdehnung auf alle 25 vorgesehen — und parallel dazu natürlich die Aufstockung der Kräfte bei „Schlau“.
Die Jugendlichen, die noch keine Zusage aufgrund eigener Initiativen in der Tasche haben, werden von ihren Lehrkräften gezielt ins „Schlau“-Büro geschickt. Viele haben dort bisher bereits erstaunliche Ausdauer unter Beweis gestellt — „und das sogar nach längerem Nachmittagsunterricht“, zollt Duschek den Jugendlichen Respekt. Taucht einer jedoch nur einmal auf, fassen die Sozialpädagogen gezielt nach.
Kontakt halten wollen sie in Zukunft auch nach Beginn der Ausbildung, um die Zahl der Abbrüche zu verringern. „Der Bedarf ist enorm. Wir füllen eine Riesenlücke“, ist Duschek überzeugt. Denn viele Eltern seien — aus ganz unterschiedlichen Gründen — nicht ausreichend in der Lage, ihre Kinder entsprechend zu unterstützen. Pate für „Schlau“ hatten ähnliche Modelle in Hamburg und anderen Orten gestanden.

   
 
 
Übergangsmanagement Hauptschule - berufliche Ausbildung, Koordinierungsstelle SCHLAU, Nürnberg